Magdeburg, Zerstörung und Wiederaufbau (1964) Bundesarchiv Bild 183-C0908-0001-002 (Biscan) CC-BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Teilprojekt Planung

Piotr Kisiel

Planung vereint heterogene und wenig erforschte Datensätze, Karten und Archivmaterial, um die Transformation ausgewählter Städte in Ostdeutschland: Chemnitz/Karl-Marx-Stadt, Magdeburg, Neubrandenburg, Weimar und im kommunistischen Polen: Bolesławiec/Bunzlau, Myślibórz/Soldin, Racibórz/Ratibor, Stettin/Stettin zu untersuchen. Das Projekt widmet sich dem Zeitraum bis in die 1960er Jahren und hinterfragt das Erbe der nationalsozialistischen Kartographie und Kriegsschäden bei der Planung sozialistischer Städte.

Magdeburger Altstadt 1946 und 1964 Bundesarchiv Bild 183-C0107-0006-001 (Biscan) CC-BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Dieses Projekt konzentriert sich insbesondere auf Kriegsschäden und Themenkarten und analysiert die Intentionen, Strategien und Logiken des Wiederaufbaus bzw. der Nachkriegsstadtplanung in einer vergleichenden Perspektive. Planung zielt darauf ab, diese Karten kritisch zu de/rekonstruieren und fragt nach ihren Autoren*innen (die nicht auf die Mitarbeiter des Speer-Ministeriums beschränkt waren). Schließlich wird untersucht, wie mit der (teilweise) zerstörten Bausubstanz in der Praxis umgegangen wurde.

Das Verständnis des Kulturerbes steht im Herzen des Vorhabens. Die Kriegsschäden und ihre Klassifizierung waren eng mit den Fragen verbunden, was gerettet und rekonstruiert und was abgerissen werden sollte. Dies hing nicht nur mit Stadtsanierungsplänen zusammen (die oft mindestens aus den 1920er stammten), sondern auch mit dem Problem der „reaktionären“ und „bürgerlichen“ Architektur in sozialistischen Stadtlandschaften und „deutschen“ Baudenkmälern in Städten, die Polen nach dem Krieg erworben hatte.

Altes Rathaus in Stettin (1948) Biblioteka Narodowa Sg. 65598466 (Janusz Bułhak)

Damit leistet Planung einen kulturhistorischen Beitrag insbesondere zu einem differenzierteren Verständnis des oft als Zäsur beschriebenen Kriegsendes 1945, das von vielen Kontinuitäten – gerade innerhalb der Stadtplanung – geprägt war. Der vergleichende Blick über die Grenzen der Staaten und politischen Regime hinweg sensibilisiert über Ähnlichkeiten und Unterschiede in der Stadtentwicklung hinaus und trägt somit zur verflochtenen europäischen Geschichte des Wiederaufbaus und des damit verbundenen Wissenstransfers bei.

Magdeburg, Zentrum, Johannis-Kirche (1952) Bundesarchiv Bild 183-17417-0008 (Biscan) CC-BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons